Wollen Sie Machtkämpfe in der Erziehung vermeiden und sich in herausfordernden Situationen durchsetzen? Das Konzept des Gewaltlosen Widerstandes setzt auf liebevolle Präsenz und Beharrlichkeit. Hier lesen Sie, wie es funktioniert.
In all den Jahren, in denen ich nun als Psychologe arbeite, habe ich oft darüber nachgedacht, was die „Zutaten“ für eine gute und erfolgreiche Erziehung von Kindern sind. Ich konnte beobachten, wie viele Eltern damit Schwierigkeiten haben. Was ich gelernt habe?
Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen, dass in der Erziehung zwei Haltungen entscheidend sind, um stark und souverän zu sein. Die erste Haltung ist jene der liebevollen Zugewandtheit, die den Fokus auf das Gelingende lenkt, anstatt am Nicht-Gelingenden herumzunörgeln. Anstatt Schwächen ausbügeln zu wollen gilt es, Stärken zu stärken. Zum anderen braucht es in herausfordernden Situationen aber auch eine Haltung und ein Werkzeug, um inakzeptablen Verhaltensweisen entgegentreten zu können. Ich habe hundertfach erlebt, dass Drohungen hier nichts nützen, sondern vielmehr direkt in einen Machtkampf führen – und dieser lässt die Energie für eine gelingende Erziehung schnell verpuffen. Viele Eltern fühlen sich dann ohnmächtig und verzweifelt.
Anfangs wollte ich es nicht glauben, aber das Konzept des Gewaltlosen Widerstandes von Haim Omer kann in hochschwierigen Situationen helfen. Es setzt auf liebevolle Präsenz und Beharrlichkeit. Wie das in der Praxis aussieht?
Sebastian (10) weigert sich, zum Beispiel, seine Schulaufgaben zu machen. Wenn man nun damit droht, ihm sein Handy zu wegzunehmen, sofern er die Aufgaben nicht erledigt, führt das in einen energiezerrenden Machtkampf. Stattdessen kann man nun Folgendes sagen:
„Wir schätzen dich, aber dass du deine Aufgaben nicht machst, ist nicht in Ordnung. Wir werden dagegen Widerstand leisten und uns Unterstützung holen.“
Es ist wichtig, dass Eltern beharrlich die Botschaft senden, dass sie ihr Kind lieben und – gleichzeitig –, dass es nicht in Ordnung ist, die Aufgaben nicht zu machen. Neben der Haltung der positiven Zugewandert, der Positivität, braucht es also diese zweite Haltung der Beharrlichkeit.
Dass Kinder ihr Verhalten ändern, können wir nicht erzwingen, aber wir können eine stabile Basis schaffen, die genau das möglich macht.
Darüber, wie Erziehung und Beziehung gelingen, informieren wir Sie regelmäßig in unseren Stark-und-Positiv-Newslettern. Wenn Sie uns Fragen oder Rückmeldungen schicken möchten, schreiben Sie uns gerne ein Mail an ikjf@ikjf.at.
Mit starken und positiven Grüßen, Dr. Philip Streit